Wintertraining statt Winterblues!

Inzwischen ist es in vielen Regionen bereits bitter kalt geworden, und nicht selten ist die Versuchung, die kalten Winterabende lieber beim warmen Kamin oder vor dem Fernseher zu verbringen anstatt im kalten Stall sicherlich gross. Auch ich selbst habe manchmal Mühe, mich wenn die Kinder im Bett sind, aufzuraffen und würde lieber an der wohligen Wärme bleiben. Doch meistens schaffe ich es, mich zu motivieren und stelle jedes Mal fest: Es lohnt sich immer und ist meist gar so schlimm wie erwartet.

Die vergangenen Monate Revue passieren lassen

Gründe, die aus meiner Sicht gegen eine Winterpause beim Pferdetraining sprechen, gibt es viele. Ich plane jeweils Mitte November des Jahres die kommenden 4 Monate. Ich lasse die vergangenen 6-7 Monate Revue passieren und mache gleichzeitig eine Bestandesaufnahme. Dazu frage ich mich als erstes, wo ich anfangs der Saison (bei mir war das dieses Jahr Ende März) stand. Dann gehe ich die Highlights (Kurse, Turniere etc.) durch und schreibe mir zu jedem Event ein paar Stichworte auf. Da ich eine Trainingsagenda für Miro führe, vergesse ich dabei nichts. Zum Schluss notiere ich mir die wichtigsten Fortschritte im Vergleich zum Saisonbeginn und schreibe auch auf, wenn etwas nicht (mehr) so gut klappt wie auch schon oder anders lief als erwartet.

Periodisierung des Trainings

Dann ist es bereits Zeit, Pläne zu schmieden und Ziele zu setzen für die kommende Saison. Bei mir sind das immer ein paar, denn mir geht es bei Miro und mir nicht um rein sportliche Ziele, sondern v.a. um persönliche zur Gesunderhaltung unserer Körper und Stärkung der gemeinsamen Vertrauensbasis. Dann schreibe ich die Voraussetzungen dazu und überlege mir, wie ich diese schaffen kann. Dabei hilft es mir, Zwischenziele einzuplanen. Ich persönlich mag 6-Wochen-Etappen. Die  ersten zwei Wochen dienen jeweils der Angewöhung an die neuen Trainingseinheiten, die zweiten zwei Wochen der Festigung und die letzten 2 Wochen der Leistungssteigerung. Diese Strukturierung und im weiteren Sinne auch Periodisierung, wie man sie vom Spitzensport kennt, hat sich aus meiner Erfahrung auch im Freizeitsportbereich bestens bewährt.

Equikinetic und klassische Handarbeit

In diesem Winter kommt bei mir als erstes eine 6-Wöchige Trainingsetapppe mit Equikinetic und klassischer Handarbeit, wobei ich jeweils 3 Trainings-Einheiten/Woche, 2 lockere Geländeritte, einen Wellnesstag, sowie einen Jokertag pro Woche geplant habe. Auch bei nicht ganz optimalem Wetter oder Dunkelheit sollte das möglich sein, insbesondere, da sich die Equikinetic und klassische Handarbeit mit entsprechender Anpassung des Trainings gut machen lassen. Auch bei hartem Boden kann man trainieren, wenn man Gangart und Geschwindigkeit anpasst. Die Pausen bei er der Equikinetic gestalte ich im Winter aktiv bzw. lasse Miro locker in den Gassen im Schritt weiter gehen anstatt ihn in der Mitte oder im Equiplace stehen zu lassen.

Regelmässiges Training auch bei Gruppenhaltung

Auch wenn mein Pferd Miro in einer kleinen Gruppe steht und täglich Weidegang hat, bin ich der Überzeugung, dass regelmässiges körperliches Training und auch geistige Förderung über das ganze Jahr verteilt essentiell ist für Fitness und Wohlbefinden. Pferde lieben Beschäftigung und wahrscheinlich auch körperliches Training. Jedenfalls müsste das aus meiner Sicht nur schon deshalb so sein, weil auch ein Pferdekörper über adäquat gesetzte Trainingsreize in Schwung gehalten wird. Insbesondere bei in Boxen gehaltenen Pferden finde ich dies wichtig, denn sie haben nur ganz eingeschränkt die Möglichkeit, ihr Bewegungspensum selbst zu beeinflussen und z.B. Stress über Bewegung abzubauen.

Fitness für Pferd und Reiter

Da mein Pferd sich jeden Tag im Dreck wälzt, ergibt es sich von alleine, dass auch ich bereits vor dem eigentlichen Training nicht zu kurz komme. Das Aufstellen der Gasse und das gemeinsame Aufwärmen bei der Positions- und Handarbeit stellen sicher, dass auch ich gut auf die Einheit vorbereitet bin. Beim Ausreiten gehe ich immer einen Teil der Strecke mit und laufe – wenn es die Bodenverhältnisse zulassen – gerne auch immer wieder neben dem Pferd her. Für Miro ist das lockere Traben ein Regenerationstraining (d.h. ohne Trainingseffekt für das Herz-Kreislaufsystem) und perfekt für einen Aktivpausentag und für mich setzt das Joggen im Intervall als Trainingsreiz. 2-3 Einheiten Rumpfkraftraining und Yoga für Reiter runden mein winterliches Basistraining ab.

 Theorieabende im kleinen Rahmen

In den kommenden Wintermonaten werde ich Theorieabende zum Thema „Wintertraining“ im kleinen Rahmen bei mir zu Hause anbieten und weiter von meinen persönlichen Erfahrungen berichten. Dabei möchte ich Freizeitreitern aufzeigen, dass ein effizientes Wintertraining für Pferd und Reiter auch ohne grossen zeitlichen Aufwand und auch ohne perfekte Bedingungen und Infrastruktur möglich und sinnvoll ist.

Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung! 🙂